Dienstag, 27. Januar 2009

Hektische Betriebsamkeit


Rätsel um Einsatz: Wohin schickt Russland seine Marineinfanteristen?

MOSKAU, 22. Januar (Ilja Kramnik, RIA Novosti).

Den bereits auf See befindlichen Schiffen der Nord-, der Baltischen und der Pazifikflotte schließen sich Kampfeinheiten der Schwarzmeerflotte an.

Die zwei großen Landungsschiffe "Asow" und "Jamal“ mit Marineinfanteristen an Bord haben am 16. Januar 2009 Sewastopol verlassen.

Eifrige Diskussionen über das Auslaufen der großen Landungsschiffe folgten. Am populärsten ist die Anti-Piraten-Version: Angeblich sind die "Asow" und die "Jamal" an den Horn von Afrika entsandt worden, um den dort befindlichen Schiffen der russischen Kriegsmarine im Kampf gegen die somalischen Piraten zu helfen.

Dabei erklären Vertreter der Kriegsmarine, die Schiffe begäben sich in den Indischen Ozean nicht zur Piratenbekämpfung, sondern zur Teilnahme an der russisch-indischen Übung „Indra 2009“.

Wenn diese Schiffe tatsächlich Kurs auf den Golf von Aden nehmen, liegt die Vermutung nahe, dass die russische Kriegsmarine vorhat, eine demonstrative Bodenoperation gegen die Piratenstützpunkte an der somalischen Küste durchzuführen, und zwar mit Unterstützung anderer Schiffe, darunter möglicherweise des Flugzeugträgers "Pjotr Weliki".

Doch eine solche Operation gegen einzelne Stützpunkte ist sinnlos. Für eine gründliche Räumaktion an der Küste reicht ein Marineinfanteriebataillon eindeutig nicht aus.

Eine weitere Version ist die Anlegung eines Stützpunkts der russischen Kriegsmarine auf der Insel Sokotra. In diesem Fall könnten sich die großen Landungsschiffe als nützlich erweisen, weil sie neben Marineinfanteristen noch Technik (darunter Bautechnik) und diverse für die Einrichtung von Basen erforderliche Ausrüstung transportieren können. Wenn die "Asow" und die "Jamal" wirklich nach Sokotra fahren, müssten Technik und Ausrüstung einen Großteil ihrer Laderäume füllen.

Die offizielle Version schließlich ist die schon erwähnte Teilnahme an einem gemeinsamen Manöver mit Indien. Die Indra-Übungen finden nicht erst seit einem Jahr statt und umfassen nicht nur "humanitäre" Komponenten (Seenotrettung und Evakuierung von Menschen, Lieferung von Hilfsgütern u. a.), sondern gelten auch militärischen Operationen. Dazu gehören Übungsschießen, U-Boot-Jagd, Abwehr von Luftangriffen usw., einschließlich des Ausschiffens von Landungstruppen.

Heutzutage sind Landungsschiffe und Marineinfanterie insgesamt ein organischer Bestandteil der modernen Seestreitkräfte: Neben den bordgestützten Flugzeugen bestimmen sie die Fähigkeit einer Flotte zur "Projektion von Stärke" für entfernte Gebiete.

Zurzeit hat die russische Marineinfanterie bedeutend weniger Möglichkeiten als in Sowjetzeiten, ganz zu schweigen von einem Vergleich mit den Möglichkeiten der Marineinfanterie der USA und der führenden Nato-Staaten.

Russland hat in ihrer Kriegsmarine kein einziges universelles Landungsschiff mit bordgestützten Hubschraubern, ähnlich etwa den US-Schiffen der Tarawa-Klasse oder der britischen "Ocean".

Außer Dienst gestellt sind die großen Landungsschiffe des Projekts 1171 von sowjetischer Bauweise, die ein Marineinfanteriebataillon und dazu große Mengen an Technik zur gegnerischen Küste befördern konnten und Hubschrauber an Bord hatten. Das einzige gegenwärtig in Bau befindliche große Landungsschiff "Iwan Gren" übertrifft zwar in seinen Möglichkeiten die vorhandenen Kampfeinheiten, aber nicht so sehr, dass das eine Rolle spielen könnte.

Hervorgehoben werden muss, dass die Ergebnisse der Manöver und Übungen zu Friedenszeiten oft dazu benutzt werden, der politischen Führung des Landes vor Augen zu führen, dass für die Streitkräfte bestimmte Technik gekauft werden müsse. Vielleicht dient auch die Fahrt der Landungsschiffe der Schwarzmeerflotte gerade diesem Ziel.

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