Samstag, 24. Januar 2009

Katholischer Kommentar zu Israel sorgt für Empörung

Katholischer Kommentar zu Israel sorgt für Empörung

23. Januar 2009, 02:52 Uhr

Berlin - Ein israelkritischer Kommentar in der "Katholischen SonntagsZeitung für Deutschland" sorgt für Wirbel. Der Verleger des Blattes, Dirk Hermann Voß, hatte in der jüngsten Ausgabe in einem Leitartikel die israelische Regierung für ihren Einsatz im Gazastreifen heftig attackiert. Sie verhalte sich "wie in einem Blutrausch" und habe sich "vollständig der Logik der Gewalt" verschrieben. Zwar räumt Voß ein, dass zuvor die Hamas Israel mit Raketen beschossen hatte. Doch hätten sich die Palästinenser erst "unter jahrzehntelangen unerträglichen Lebensbedingungen" radikalisiert. Voß erwähnt auch die umstrittenen Äußerungen des vatikanischen Menschenrechtsbeauftragten Renato Raffaele Martino, der die Lebensbedingungen im Gazastreifen mit einem Konzentrationslager verglichen hatte. Martino habe damit "der ohnmächtigen Empörung der Welt über die israelischen Kriegsverbrechen im Gazastreifen jetzt eine Stimme gegeben". Wenn die "übermächtige Militärmacht Israel noch länger die Gesetze der Menschlichkeit" missachte, könne der Kampf politisch wie das Duell David gegen Goliath ausgehen. In einer früheren Ausgabe hatte Voß Israel "Staatsterrorismus" vorgeworfen.

"Irritierend" nannte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, Voß' Kommentar. Sie kündigte an, ihre "Betroffenheit" persönlich dem Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky mitzuteilen. In Berlin erscheint das Kirchenblatt unter dem Titel "Katholische Sonntagszeitung für das Erzbistum Berlin" mit einem Regionalteil. "Wir sind über die Wortwahl von Herrn Voß entsetzt", sagte Bistumssprecher Stefan Förner der WELT. "Das ist nicht die Linie des Bistums." Formal ist Kardinal Sterzinsky nicht für den Kommentar zuständig. Denn der war im Mantelteil der "Katholischen Sonntagszeitung" erschienen, Sterzinsky ist nur Herausgeber des Regionalteils. Für den Leser ist der Unterschied aber nur durch einen Blick ins Impressum erkennbar.

Verleger Voß hält an seiner Wortwahl fest. Mit seiner "scharfen Kritik" habe er seine Besorgnis über das Vorgehen der israelischen Regierung zum Ausdruck bringen wollen, sagte Voß der WELT. Das Existenzrecht Israels stelle er genauso wenig infrage wie das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser. Die "Katholische Sonntagszeitung für Deutschland" erscheint bundesweit mit einer Auflage von 75 321 Exemplaren

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